Julian Alaphilippe ist an der Spitze des Radsports angekommen. Aber nicht erst seit seinem Sieg in Sanremo.

Die Tour de France steht vor der Tür. Am 6. Juli geht es los. Bis dahin feilen die Radsportler noch an ihrer Form. Die einen tun es in Frankreich am Critérium du Dauphiné, die anderen hierzulande an der Tour de Suisse und noch andere konzentrieren sich auf hartes Training und verzichten auf Wettkämpfe.
Zur ersten Gruppe gehört Julian Alaphilippe. Der Franzose, der in dieser Woche seinen 27. Geburtstag feiert, hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Vor einem Jahr gewann er mit der Flèche Wallonne seinen ersten Klassiker. Es folgten zwei spektakuläre Etappensiege sowie der Gewinn der Bergwertung an der Tour de France. Zum Ende der Saison legte er mit den Siegen der Clásica San Sebastián und der Gesamtwertungen der Etappenrennen Tour of Britain und Slowakei-Rundfahrt nach.
So erfolgreich wie er die vergangene Saison abgeschlossen hatte, startete er ins neue Jahr. Davon zeugt insbesondere der Sieg im Frühjahresklassiker Mailand-San Remo. Es war dies sein erster Sieg eines Radsportmonuments. Ende April wiederholte er bei der Flèche Wallonne seinen Sieg vom Vorjahr.
Die fünf Monumente des Radsports
Als Monumente werden im Radsport besonders bedeutende und traditionsreiche Eintagesrennen bezeichnet. Die bedeutendsten sind «Mailand-Sanremo», «Flandern-Rundfahrt», «Paris-Roubaix», «Lüttich-Bastogne-Lüttich» sowie «Lombardei-Rundfahrt». Folgende Faktoren sind für das Prestige der Radrennen entscheidend: das Jahr der Erstaustragung (möglichst vor dem Ersten Weltkrieg), eine hohe Anzahl von Austragungen, ein seither weitgehend unveränderter Streckenverlauf, die Anerkennung in der Öffentlichkeit und die Qualität der Siegerliste.
Mit seiner offensiven Fahrweise hat er sich in die Herzen der französischen Radsportfans gefahren. Die Franzosen lieben solche Fahrertypen wie auch Spezialisten für Ausreissversuche – sogenannte Puncheure.
Nach dem Rücktritt von Sylvain Chavanel im vergangenen Jahr und jenem von Thomas Voeckler 2017 sind die Franzosen allerdings auf der Suche nach einem neuen Helden. Warren Barguil und Pierre Rolland kämen da in Frage. Doch beiden fehlt für einen solchen Status die nötige Konstanz. Die zum erweiterten Favoritenkreis auf das Maillot Jaune gehörenden Thibaut Pinot und Romain Bardet, werden wohl auch dieses Jahr eher mitfahren als vorne wegfahren. Für Furore dürfte in diesem Jahr zwar auch Pierre Latour sorgen, doch scheint er noch zu jung, um von ihm den grossen Coup zu erwarten.
Somit bleibt lediglich Julian Alaphilippe. Für ihn spricht, dass es nach dem Gewinn der beiden Frühjahresklassiker um ihn wieder etwas ruhiger geworden ist. So kann er sich in Ruhe auf die dreiwöchige Landesrundfahrt vorbereiten und Etappen heraussuchen, die seinem Fahrstil entsprechen. Wie im Vorjahr dürfte er auf Etappensiege und Bergwertungspunkte aus sein. Damals gewann er das Gepunktete Trikot mit 170 Punkten. Dabei verwies er Warren Barguil und Rafał Majka mit über achtzig Punkte Vorsprung auf die weiteren Plätze. Auf dem diesjährigen Streckenplan stehen insgesamt dreissig Berge der schwersten Kategorien (2./1./HC) an - ein Rekord bei der Tour de France. Das sind erfolgsversprechende Aussichten.
Ansonsten ist die diesjährige Ausgabe der Grand Boucle vom Profil ähnlich wie jene im vergangenen Jahr. Gestartet wird zum zweiten Mal nach 1958 in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Am zweiten Tag steht ein Mannschaftszeitfahren an. Danach geht es über Colmar zunächst in die Vogesen, wo mit der Ankunft in La Planche des Belles Filles die erste Bergetappe ansteht. Dem Zentralmassiv entlang begibt sich der Tross anschliessend in Richtung Pyrenäen. In der dritten Woche geht es für die Entscheidung in die Alpen. In Paris fährt das Peloton am Sonntag, den 28. Juli ein.
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